Bundesnetzwerk Ombudschaft in der Kinder- und Jugendhilfe e.V.
Newsletter September 2025

Unabhängige Ombudsstelle Bayern kritisiert aktuellen Gesetzentwurf für ein landesweites bayerisches Ombudschaftswesen

Ombudsstelle in der Kinder- und Jugendhilfe RLP kommentiert Entwurf zum Landesausführungsgesetz

Fachtag des KJRV am 18.11. in Leipzig: Überfordert die Jugendhilfe! Rechte von Adressat*innen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe

Bundesweite Statistik des BNO zu ombudschaftlicher Beratung 2024

 

Liebe Kolleg*innen und Mitstreiter*innen, sehr geehrte Interessierte,

mit diesem Newsletter senden wir Ihnen anlassbezogen Informationen, Veranstaltungshinweise und Materialien zum Themenfeld Ombudschaft in der Kinder- und Jugendhilfe und angrenzenden Diskursen.

Mit herzlichen Grüßen
das Team der Bundeskoordinierungsstelle Ombudschaft in der Jugendhilfe

 

Unabhängige Ombudsstelle Bayern kritisiert aktuellen Gesetzentwurf für ein landesweites bayerisches Ombudschaftswesen

Die unabhängige Ombudsstelle für die Kinder- und Jugendhilfe in Bayern e.V. hat sich kritisch zum aktuellen Gesetzentwurf für ein landesweites bayerisches Ombudsschaftswesen geäußert  [zur Stellungnahme (PDF)].

Der bayerische Ministerrat hat am 29. Juli 2025 einen Entwurf des Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Ausführung der Sozialgesetze gebilligt. Im Wesentlichen geht es um die Umsetzung bundesgesetzlicher Vorgaben im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere eines landesweiten bayerischen Ombudsschaftswesens nach § 9a SGB VIII. Darin wird vorgeschlagen, dass das ZBFS-Bayerische Landesjugendamt (BLJA) künftig die Funktion der landesweiten Anlauf-, Fach- und Servicestelle für Ombudschaft übernehmen soll.

Die unabhängige Ombudsstelle für die Kinder- und Jugendhilfe in Bayern e.V. argumentiert, dass die institutionelle Anbindung an eine staatliche Stelle wie das ZBFS-BLJA keine niedrigschwelligen Zugänge für Ratsuchende erkennen lässt, wie es der Gesetzentwurf betont. Eine Konkretisierung hinsichtlich Aufgaben und Durchführung wird vermisst. Des Weiteren wird die suggerierte Kostenneutralität der Umsetzung kritisiert. Der Abschlussbericht der bayerischen Modellprojekte liegt dem StMAS mit konkreten Umsetzungs- und Personalbedarfsvorschlägen, die nicht kostenneutral sind, vor.

Ombudsstelle in der Kinder- und Jugendhilfe RLP kommentiert Entwurf zum Landesausführungsgesetz

Die Ombudsstelle in der Kinder- und Jugendhilfe  RLP e.V. hat eine Stellungnahme zum Entwurf § 19a LAG-E Rheinland-Pfalz verfasst. Darin heisst es:

"Der vorliegende Entwurf setzt wichtige Grundlagen für die Verankerung regionaler Ombudsstellen in Rheinland-Pfalz. Wesentlich für die erfolgreiche Umsetzung sind jedoch eine klare Streichung des Haushaltsvorbehalts, die dauerhafte Vollfinanzierung mit Orientierung am tatsächlichen Bedarf der Ratsuchenden, die Sicherung der Unabhängigkeit und der Qualitätsstandards sowie eine verbindliche Informations- und Kooperationspflicht der Träger."

[Zur Stellungnahme (PDF)]

Fachtag des KJRV am 18.11. in Leipzig: Überfordert die Jugendhilfe! Rechte von Adressat*innen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe

Der Kinder- und Jugendhilferechtsverein veranstaltet am  18. November 2025 in Leipzig den Fachtag  "Überfordert die Jugendhilfe! Rechte von Adressat*innen in der stationären Kinder- und Jugendhilfe". Mit Jungen Menschen, Eltern, Zoë Clark, Reinhard Wiesner, Timm Kunstreich u.a.
Zum Inhalt:: Aktuell leben bundesweit mehr als 120.000 Kinder, Jugendliche und junge Volljährige in Einrichtungen der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Sie werden von 81.000 Fachkräften in bundesweit über 10.000 Einrichtungen begleitet und unterstützt. Die Praxis ist bunt und vielfältig, die Probleme greifbar und akut, denn...:

... die stationäre Jugendhilfe bietet jungen Menschen Lebensorte auf Zeit an – Eltern sollen parallel mit Unterstützung der Jugendhilfe ihre Erziehungskompetenz stärken oder wiedererlangen. Die Rückkehr in ihre Familien ist eine zentrale Perspektive, findet aber häufig viel zu wenig Beachtung.

... die stationäre Jugendhilfe hat ihre problematische Geschichte nicht umfassend aufgearbeitet, sie ist sich ihrer Disziplinierungs- und Degradierungstechniken kaum bewusst, in ihr kommt „schwarze Pädagogik“ wieder zum Vorschein, sie ist nicht ausreichend demokratisiert, die Abbruchraten sind erschreckend hoch.

... die stationäre Jugendhilfe ist unter Druck, weil ihr die nötigen Ressourcen verwehrt bleiben: in ihr zunehmend mehr unqualifiziertes Personal arbeiten soll, sie immer mehr leisten muss, sie immer weniger Zeit bekommt, die Vorschriften verschärft werden und sich auch damit wenig Innovation entwickelt.

All diese drei Blicke auf die stationäre Jugendhilfe haben ihre Berechtigung. Der Gesetzgeber hat reagiert mit erweiterten Rechten der Nutzer*innen, mehr Vorschriften für die Einrichtungen und der Stärkung von Selbstvertretungen. Die Praxis hingegen zeigt viel zu oft, dass junge Menschen in den Einrichtungen der stationären Jugendhilfe ihre Rechte nicht oder nicht ausreichend kennen und auch Fachkräfte häufig zu wenig darüber wissen. In der Beratungsarbeit des Kinder- und Jugendhilferechtsvereins erfahren wir wiederkehrend von Grenzüberschreitungen und Rechtsbrüchen, welche die jungen Menschen erleben. Diese Situation war Auslöser dafür, junge Menschen aus der stationären Jugendhilfe zusammen zu bringen, zu vernetzen und mit ihnen gemeinsam eine neue Broschüre zu ihren Rechten in den Wohngruppen zu erarbeiten. Diese wird auf dem Fachtag von Vertreter*innen der Redaktionsgruppe erstmalig präsentiert und vorgestellt.
Nähere Informationen zu den Vorträgen, Arbeitsgruppen sowie den Referent*innen entnehmen Sie bitte dem Programmflyer.
Weitere Informationen finden Sie zudem auf der Website des KJRV.
Eine Anmeldung erfolgt über diesen Link

 

Bundesweite Statistik des BNO zu ombudschaftlicher Beratung 2024

Im vierten Jahr in Folge hat das BNO die bundesweit einheitlichen Daten zur in einem kommentierten Tabellenband veröffentlicht. 2024 haben 19 Ombudsstellen an der Statistik teilgenommen und es wurden 5.203 Anfragen an die Ombudsstellen mit der Statistik dokumentiert. Hiervon mündeten 4.343 Anfragen in ombudschaftliche Beratungsprozesse bei der Ombudsstelle, die angefragt wurde, während 860 Anfragen an eine andere, passendere Stelle oder an eine andere Ombudsstelle weitergelotst wurden.

Zu den anfragenden Personen informiert der Tabellenband: „In knapp der Hälfte (46,8 %) der ombudschaftlichen Beratungen nahmen zuerst Eltern(teile) Kontakt zur Ombudsstelle auf. Darunter vor allem Mütter (33,1 %). An zweiter Stelle stehen Selbstmeldungen junger Menschen mit insgesamt 17,5 %, darunter meldeten sich 1,2 % explizit als Care-Leaver:innen. (…) Mit 15,2 % folgen an dritter Stelle die Fachkräfte freier Träger, die oftmals im ersten Schritt stellvertretend für die jungen Menschen mit der Ombudsstelle Kontakt aufnahmen.“ (S. 17f.). Seit diesem Jahr wird in der Statistik unterschieden zwischen den Kontakt aufnehmenden Personen und denen, die im Schwerpunkt beraten wurden: „In etwa der Hälfte (49,9%) der Beratungsprozesse wurden Eltern im Schwerpunkt (mit)beraten. Auch hier waren es anteilig vor allem die Mütter (35,1 %). Junge Menschen wurden in etwas mehr als einem Viertel (27,4 %) der Beratungen im Schwerpunkt (mit) beraten. Das heißt, dass für einige junge Menschen andere Personen (z.B. Fachkräfte) Türöffner:innen waren (d.h. den Erstkontakt zur Ombudsstelle hergestellt haben) und jungen Menschen im Verlauf der Beratung im Schwerpunkt einbezogen wurden“ (S.19).  

Bzgl. der Anliegen, mit denen sich die Ratsuchenden an die Ombudsstellen wenden, zeigt sich, „dass in 3.031 (69,8 %) der ombudschaftlichen Beratungsprozesse mindestens ein Anliegen aus dem Bereich der hilfeplangesteuerten Leistungen eine Rolle spielt“ (S.26), und hierbei geht es am häufigsten um Themen der Hilfegewährung. Hinsichtlich der Anliegen, die die gesamte Kinder- und Jugendhilfe betreffen können, wurde „Schwierigkeiten bzgl. Kommunikation, menschlichem Umgang, Ernstgenommen werden“ mit 42,6 % am häufigsten angegeben.

Die vollständige Statistik sowie die Statistiken der Vorjahre zum Download finden Sie unter www.ombudschaft-jugendhilfe.de/statistik

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